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Das Frauenbild der Wirtschaftswunderzeit im Spiegel zeitgenössischer Zeitschriften und Werbeanzeigen


  

 

            In den 50er Jahren eines der Haupthemen für eine Frau:  "So kriegt man einen Mann!".

 

            Von Vorteil bei der Männersuche ist es sicherlich, wenn SIE eine "kluge Hausfrau" ist... 

 

         

 ...und sich auf die "ihr eigentlich naturgegebene Aufgabe" vorbereitet,  nämlich "dem geliebten Manne Gattin und den Kindern treusorgende Mutter" zu sein.

 

Zu großes Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit sind dagegen eher hinderlich.

 

Wenn aber die Frau der 50er Jahre nicht nur die Anlage zur "Hausfrau und Mutter" hat, sondern zudem in der Lage ist, sich zu entsprechenden Gelegenheiten auch noch in eine elegante Erscheinung zu verwandeln, ist für SIE "eine gute Partie" sicher nicht mehr fern!


 

...um direkt etwas klarzustellen:

Die mal mehr, mal weniger ironischen Kommentare ( →Ironie) zu den zeitgenössischen Abbildungen möchten sich keinesfalls über die Männer suchenden Frauen dieser Zeit amüsieren. - Im Gegenteil! - Keinen Ehemann zu haben, galt für alleinstehende Frauen seinerzeit als Makel, der Nachteile in fast allen Bereichen des Lebens zur Folge hatte - ob sie nun nicht zu gesellschaftlichen Ereignissen eingeladen wurden oder Schwierigkeiten beim Finden einer großen Wohnung hatten. Wer durch den kriegsbedingten Männermangel unverheiratet war - oder auch einfach nicht heiraten wollte - hatte eben "keinen abgekriegt" und war schon in verhältnismäßig jungen Jahren zur "alten Jungfer" abgestempelt.  Zudem solte den Frauen, die insbesondere in den Nachkriegsjahren Stärke und Eigenständigkeit bewiesen hatten, klar gemacht werden,  dass sie nun wieder "hinter den Herd" gehörten. - Dass viele dieser Bilddokumente im Nachhinein durchaus (unfreiwillig) komisch daherkommen, zeigt, mit welch absurden Idealvorstellungen die damaligen Frauen von den meist überwiegend männlich besetzten Redaktionen der Printmedien und Werbeagenturen konfrontiert wurden. Solange, bis diese männlichen Vorgaben schließlich von nicht wenigen Frauen übernommen wurden, um nicht gegen den Strom zu schwimmen und in den Verdacht  zu geraten, "anders" zu sein. - Durch das Stilmittel "Ironie" soll eben diese Absurdität bloß gestellt werden!

Bildtexte: Jörg Bohn / VG Wort Wissenschaft - Buchabbildung: Regina Bohne: "Das Geschick der 2 Millionen" - "Die alleinlebende Frau in unserer Gesellschaft", econ 1960, "...berichtet in diesem Buch über das Geschick der 2 Millionen allein lebenden Frauen, über ihre inneren Nöte und Schwierigkeiten, ihre menschlichen und sozialen Probleme und ihre berufliche Lage" (Klappentext)

 


 

Die "beste Partie" wäre womöglich der Chef, darum sollte frau dessen "kleine Fehler" auch schon mal lächelnd in Kauf nehmen...

 

Hauptsache, SEIN Wohl liegt ihr ganz besonders am Herzen

 

          

Oder möglicherweise ist es IHM wichtiger, dass SIE  "das gewisse Etwas" hat,

 

einfach Sex-Appeal?

 

 

 

         

So oder so: Ratgeber, seinerzeit nicht selten in Millionenauflagen verkauft, verraten, wie es geht! Zum Beispiel "Das praktische Haushaltsbuch" von Gertrud Oheim oder...

 

..."schön sein - schön bleiben" von Lilo Aureden...-

 

hauptsache, SIE ist am Ende in jeder Hinsicht "Tip-Top"!

 

             

"Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hat das Hauskleid für die Hausfrau. Es ist ihre Berufskleidung und die Machart muss volle Bewegungsfreiheit garantieren. Eine wichtige Ergänzug sind Schürzen,

 

...die in immer neuen Formen herausgebracht werden. Ein buntes Kopftuch sollte zur Ergänzung bereit sein. - Es ist also gar nicht so schwer, auch bei gröberer Hausarbeit immer nett auszusehen." 

(aus einem Ratgeber der 50er-Jahre)

 

"Hübsch im Haus"

 

           

Doch "gröbere Hausarbeit" gibt es im Verlauf der 50er Jahre immer weniger.

 

Zunehmend erleichtern elektrische Helferlein der Hausfrau die Arbeit,

 

                     

die sie deshalb nun - zumindest nach Vorstellung der zeitgenössischen Werbung -

 

auch in schickerem Outfit erledigen kann.

 

Derart kommt bei beiden Ehepartnern Freude auf, denn schließlich ist die Zufriedenheit des Gatten der allerschönste Lohn: "Du verwöhnst deine ganze Familie!"


 

                          

"Heute klappt es wie am Schnürchen"

 

"Eingestellt auf sein Leibgericht" 

  

                       

(K)ein Witz im Jahre 1960

 


 

"Was Männern so gut scmeckt"

 

    
Zeitgenössisches Kochbuch von Ludwig Schmidseder mit dem Titel "Ich nehme - für alle, die gern gut essen". - Warum dieses Buch auf der "Frauenbild"-Seite zu sehen ist? Wegen einer handschriftlichen Widmung auf dem Vorsatzpapier: "Zum Muttertag 1959 vom Vati"...           

"Das Leben hat recht: Frohes Gemüt und gepflegtes Äußere bringen Zufriedenheit und Glück." - Hierbei handelt es sich nicht etwa um einen ironischen Kommentar, sondern vielmehr um den Originaltext einer Zeitschriftenwerbung für einen "Haarextrakt" aus dem Jahr 1957!


 

                   

"Das hätte Vati nicht gedacht, dass Mutti jetzt auch am Waschtag so gut gelaunt ist. Der Rondomat nimmt Mutti alle Wäschesorgen ab."

 

Wenn "Mutti" dann auch noch das richtige Waschhmittel benutzt, ist alles perfekt: "Großartig! - Ja, das ist SUWA-WEISS!"

 

"Ölheizung schenkt Ihnen Zeit für Ihre Kinder" - "Früher musste Mutti mehrmals täglich in den Keller. Heute ersetzt ein Fingertip am Themostat alle Mühe. Mutti kann sich viel mehr den Kindern widmen." Übrigens: Sehr auffällig ist die jeweilige Ähnlichkeit des Frauentyps auf den letzten drei Anzeigen. Möglicherweise immer dasselbe Fotomodell?


 

       

Und wenn Sie gewissenhaft ihr "Haushaltsbuch" führt und sparsam mit dem Wirtschaftsgeld umgeht...

 


 

...reicht's sogar noch für die Verwirklichung eigener kleiner Wünsche

 

 


                     

 

 

DAS Ziel: Eine glückliche Familie

 

 


 

                       

"Ich liebe und heirate"

 

Ab Juni 1957 waren Frauen und Männer gleichberechtigt -

 

zumindest auf dem Papier...

 


 

 

 

            "Gleichberechtigung in der Ehe"

"Untersuchungen langjähriger Ehen zeigen, dass die betreffenden Faruen gewöhnlich in wirtschaftlicher, geistiger oder gesellschaftlicher Hinsicht von ihrem Manne mehr oder weniger abhängig sind, in vielen Fällen sind alle diese drei Faktoren vorhanden. Dagegen findet man sie in unglücklichen Ehen überhaupt nicht oder in nur viel geringerem Maße. Daraus ist zu schliessen, dass die wirtschaftliche, soziale und geistige Abhängigkeit der Frau zum Eheglück beiträgt."

 


 "Eine Frau hat zwei Lebensfragen:

Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?"

 


 

                

 

 

 

 

 

Natürlich kennt die zeitgenössische Werbung auch selbstbewusste und sichtlich erfolgreiche Frauen. Schließlich ist diese Gruppe viel zu groß (und zu kaufkräftig), um nicht berücksichtigt zu werden. Auffällig aber, dass alle diese Frauen zwar umschwärmt werden, letzlich aber offensichtlich "den Richtigen" noch nicht gefunden haben.

 

 

                  

 

 

 

 

 


 

Zungenkuss...

 

"Was versteht man eigentlich unter einem Zungenkuss, wie er beim Liebesvorspiel geübt wird?

Bei der Betrachtung ist es wichtig, dass auch hier der Mann zunächst den aktiven Pol bildet. Die Frau öffnet also leicht die Lippen und der Mann führt nun seine Zunge in deren Mundhöhle ein. Dort berührt er vor allem die Zungenspitze seiner Frau, aber auch die übrigen Partien der Mundhöhle. Er erreicht so einen starken Anreiz bei ihr, der vorzüglich geeignet ist, das Liebesvorspiel in das Liebesspiel überzuleiten. Der Zungenkuss stellt aufgrund seiner starken Reizwirkung auch gleichzeitig ein gewisses Barometer für die Willigkeit einer Frau zum Verkehr dar. Wenn sie nämlich stark auf ihn reagiert, dann weiß der Mann, dass er sich seiner Frau in Liebe nähern darf, ohne dass darüber Worte verloren werden müssten." (Aufklärung Anno 1951: "Das Intimste der Liebe und Erotik", von Dr. Rolf Rother)

 


 

                           

Zweimal 1955: "Mutti hat keine Zeit"

 

...hier hat "Mutti" Zeit


 

 Trinken Frauen mehr Alkohol als Männer?

 Originale Werbung aus dem Jahr 1960. Da es den Hersteller immer noch gibt und ich davon ausgehe, dass er mit seinem damaligen Produkt - und vor allem mit der Werbung - nicht mehr in Verbindung gebracht werden möchte, habe ich die entsprechenden Namen unkenntlich gemacht:

"Eine amerikanische Statistik spricht davon, dass in den USA die Frauen mehr Alkohol verkonsumieren als die Männer. Woran mag das liegen? Nun, Alkohol stärkt, und in Amerika sind die Frauen - genau wie bei uns - auch überlastet und erschöpft. Aber ein Gläschen *** -Likör (35 Vol.%) aus dem Hause *** wirkt da Wunder. Denn *** macht Müde munter, regt an ohne zu berauschen und wärmt auf...Also, bevor der Gatte nach Hause kommt, schnell ein Gläschen *** - dann wird der Abend nochmal so schön!" Auch  "im Büro - eine willkommene Stärkung!" 

 

 

 

 

 

 

Und wenn "ein Gläschen" nicht genügt, den Gatten zu ertragen. darf es auch schon mal ein bißchen mehr sein...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

...denn "auch die Damen wissen einen reinen, edlen Weinbrand zu schätzen."

 

 

                

1958

 

Auch Rauchen hebt die Stimmung - und das sogar beim Hausputz: "rauche - staune - gute Laune".


 "Frauengold", in den 50er Jahren ein "Stärkungsmittel" für Frauen

- mit einem Alkoholgehalt von 16,5%...

 


 

Wie man sieht, ist der "jünger - schlanker - schöner" -Wahn mitnichten eine Erfindung unserer Tage, sondern bereits in den 50er-Jahren weit verbreitet. 


 

       

"Iß Dich jung - Ein Schlankheits Brevier", 1953!

 

 

 

"Bleiben Sie nicht länger mager!", 1960

 

                   

 

 

Gewichts-Tabelle 1955

 

                         

 

 

 

 

 

 

                   

 

 

"...und plötzlich war ihr Haar reizvoll verwandelt"

 

        

 

 

Der für deutsche Ohren nicht unbedingt mit einer Creme in Zusammenhang gebrachte  Name dieses Produktes wurde übrigens schon nach kurzer Zeit in "Creme Paff" eingedeutscht

 


"Frauengold sichert Dir Jugendfrische und Vitalität"


 

 

 

                

            Und der Erfolg aller Bemühungen:

"Wenn "ER" nach Hause kommt, empfängt ihn strahlend seine Frau. Von Hausarbeit, von all den kleinen und großen Wegen und Erledigungen merkt man ihr nichts an."

 


 

   

"Wie entsteht Liebe?" - "Oft genug ist es der Zauber des schönen gepflegten Frauengesichtes, der die Männer auf so geheimnisvolle Weise anzieht - die zauberhafte Wirkung von Mystikum!" (1952)

 

"Schöne Büste - Ja, aber wie? Das Geheimnis zur Erlangung einer vollendeten Büste" - Ratgeber aus dem Jahr 1957

 

            

IHRE Unterwäsche "formt vollendet"

 

...und auch der "galante Mann" achtet seiner "Frau zuliebe"  auf das Darunter. Allerdings nicht etwa, um ebenfalls in Form zu kommen, sondern vielmehr, weil die Unterwäsche "vollkommen kochfest!" ist und sich deshalb "leicht waschen" lässt...Galant, galant!


 

 

 

 

                 "Die Frau, nach der man sich sehnt..."

"Die Frau, die als guter Kamerad Verständnis hat für den Mann - die auch an den Sorgen und Freuden des Mannes, seinen geschäftlichen Problemen und seinen sportlichen Liebhabereien teihat - Sie ist "Die Frau, nach der man sich sehnt." Solche Frauen wissen auch, was Männern die gute Zigarre bedeutet: Erholung, Anregung und Entspannung zugleich!...Wer häufiger Gäste bewirtet, der sollte also dafür sorgen, dass stets auch gute Zigarren im Hause vorrätig sind. Das ist ein wichtiger Hinweis für die klugen Frauen, die auch erfolgreiche Gastgeberinnen sein wollen."

 

 

 

                    

 

                                                    "Hand aufs Herz, meine Herren -

 - Ist diese Szene zur späten Abendstunde nicht erfreulicher, als wenn der Mann, durch Berufspflichten dem Hause ferngehalten, eine einsam wartende Frau daheim vorfindet? Deshalb ist der Fernseher für liebevolle Ehegatten das Geschenk des Jahres..."

 

 

 

 

 

 

 

...und das offenbar in mehrfacher Hinsicht!

 

 

 


                           

"Die große Freude für jedes Heim"

 

.


 

              

Auf den richtigen Fußboden kommt es an!

 

Dann macht sich die Hausarbeit wie von selbst und es bleibt genügend Zeit für angenehmere Beschäftigungen.


 

 

 

Die Befreiung

"Endlich hast Du mir die Freiheit geschenkt. Endlich brauche ich Dich nicht mehr nach Deinem Autoschlüssel zu fragen." - Frau Sabine überschlägt sich beinahe vor Freude: ihr Mann hat ihr zum Geburtstag eine BMW Isetta egschenkt. Jetzt kann sie mit ihrem eigenen Wagen fahren - wann sie will, wohin sie will - zum Einkaufen, zu ihren Freundinnen, wenn ER unterwegs ist."

 

 

             

1958 reichte für die "Befreiung" noch eine BMW Isetta, vier Jahre später durfte das Gefährt für SIE dann auch schon mal zwei Nummern größer sein (wenn Mann es sich leisten konnte...)

 

"Frau Generaldirektor" war schon 1956 mobil. "Vom shopping zurück..." mit dem Opel Kapitän.

 


 

       

Darüber freut sich die Hausfrau in den 50ern: Küchenmaschine,

 

Kochgeschirr

 

...und viele bunte Reißverschlüsse

 

                        

Und auch im Büro kommt  - dank einer IBM-Schreibmaschine - "die reine Freude" auf...

 

 

 

ebenso wie beim shampoonieren des Wohnzimmersessels.

 


 

             

"In Ihrer Hand liegt das Glück der Familie",

 

...eindrucksvoll in Szene gesetzt auch auf dem Titelbild des "Volkskochbuch".


 

              

Cromargan - "mein Stolz und meine Freude..."

 

...und auch die Nähmaschine entpuppt sich als "Ein großer Schatz"


 

Sicherlich in nicht zu unterschätzendem Maße mitverantwortlich für das zeitgenössische Frauenbild in Männerköpfen: "Männermagazine", damals in der Regel noch dünne "Heftchen" in ungezählten Varianten: Gondel, Paprika, Das Journal Capriccio, Wiener Melange, Schweizer Magazin, Wiener Magazin, Reigen, Venus, Neues Magazin, Kobold, Liebes-Kurier, Gong, Süsse 17, Exquisit, MIX, Hamburg Hollywood Paris, Alphabet der Liebe und wie sie alle hießen...

 

   

Durchaus möglich, dass der Texter dieser Anzeige das in den Männermagazinen propagierte Frauenbild eventuell etwas zu sehr verinnerlicht hat: "Eine temperamentvolle Frau - jugendlich und elegant, ein Spielgefährte wie dieser Setter - springlebendig und mutig, sie gehören zusammen."

 

Dass sexistische Reklame keine Erfindung unserer Tage ist, zeigt diese Matratzen-Werbung aus dem Jahr 1958: "Ihr größter Vorzug: vollhygienisch"


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